Foto Marc Gogol
Landesmeisterschaften Hammerwurf TuS Huchting
12.09.2023: (Quelle Weser-Kurier) - Huchting. Plopp. Und wieder hat sich eine Metallkugel tief in den Rasen des Wurfplatzes auf der Bezirkssportanlage Huchting eingegraben. Emily und Nicole haben die Aufgabe, die Sportgeräte wieder zu den Ringen zurückzutragen und geraten dabei gehörig ins Schwitzen. Zwischen drei und über sieben Kilogramm sind die Hämmer und Gewichte schwer, die an diesem ersten Sonnabend im September bei angenehmen Temperaturen in Huchting durch die Lüfte geschleudert werden. Denn die Leichtathletik-Abteilung des TuS Huchting veranstaltet ihr Saison-Highlight – die Bremer und niedersächsischen Meisterschaften im Hammerwurf und Gewichtwurf in den Seniorenklassen.Sie haben sich dabei etwas getraut in Huchting. Landesmeisterschaften für zwei Leichtathletik-Verbände. Das gab es erstmals vor einigen Jahren, als die Bremer im Winter für einen kurzfristig abgesprungenen niedersächsischen Ausrichter einsprangen. Da waren alle froh, dass die Veranstaltung überhaupt stattfand. Jetzt aber lagen die Dinge etwas anders, und der Druck auf die Macher beim TuS war entsprechend höher. „Da es zunächst gar keinen Veranstalter gab, haben wir uns am Anfang des Jahres überlegt, dass es doch schön wäre, wieder einmal eine Meisterschaft in Bremen zu haben“, sagt Huchtings Leichtathletik-Abteilungsleiter Andreas Will. Mit den Erfahrungen aus 61 Werfertagen ging es ans Werk der Planungen. Anlagen, Personal, Gerätschaften, Ausstattung. Alles muss zu diesem einen Tag X im Jahr präpariert, vor Ort und in Tip-Top-Zustand sein. Das bedarf einiger Vorarbeit. „Wir haben uns für eine Veranstaltung beworben, von der wir meinen, dass wir sie mit unseren Gegebenheiten und Möglichkeiten gut ausrichten können“, betont Andreas Will, der an diesem Tag dank der hervorragenden Vorarbeit seines Teams als Wettkampfleiter einen recht ruhigen Tag verleben darf.
Rückblende: 7 Uhr morgens. Fünf Personen huschen emsig über das weitläufige Gelände, aber jede von ihnen scheint eine vorher genau festgelegte Aufgabe zu erledigen. Die große Leiter muss zum Hammerwurf-Ring, falls sich ein Hammer später im Netz verfangen sollte. Was natürlich auch prompt geschieht, die Leiter kommt zum Einsatz. Die Siegerehrungs-„Plaza“ muss aufgebaut und geschmückt werden – die Huchtinger haben sich den Bereich um eine Eckfahne des Fußball-Platzes ausgesucht, möglichst nahe dran am Geschehen vom Gewichtwurf aber auch noch weit genug entfernt, so dass keine Unfälle durch verirrte Wurfgeräte passieren können. Entsprechend müssen auch die Absperrungen auf der Laufbahn gesetzt werden, damit Athleten und Zuschauer ungefährdet von A nach B gelangen können. „Die Sicherheit aller Beteiligten ist das A und O bei jedem Wurfwettkampf“, betont Jens Arkenau vom SC Osterbrok aus dem Kreis Emsland. Er ist zusammen mit einem Kollegen aus Bremen-Nord Schiedsrichter der Veranstaltung und trägt die Hauptverantwortung in Sachen ordnungsgemäßer sowie sicherer Ablauf. Außerdem hat der TuS Huchting auch Kampfrichter und Kampfrichterinnen aus umliegenden Vereinen gewinnen können. Und ehemalige Athletinnen und Athleten finden an diesem besonderen Tag gleichfalls wieder den Weg auf die Sportanlage am Sodenmattsee.
Pünktlich wie in der Ausschreibung vorgesehen geht es um zehn Uhr los. Protokollführerin Silvia Janke (LG Bremen-Nord) hat die Reihenfolge der Hammerwerfer der älteren Seniorenklassen M65 bis M85 vorgelesen und vermerkt, in welche Richtung – je nach Drehrichtung des Werfers – der Hammerkäfig zu öffnen ist. Kurt Winkelhake (LG Nienburg) ist in der Altersklasse M85 ältester Teilnehmer und gleich mal unzufrieden. Sein erster Versuch ist ungültig. Dann aber steigert sich der erfahrene Senior, übertrifft im vierten Versuch erstmals die 30-Meter-Marke und wird letztlich für 30,66 Meter als Bremer und niedersächsischer Landesmeister geehrt. Die Siegerehrungen nimmt unter anderem Heike Kretschmann, Managerin vom TuS Huchting vor. Das Lokalkolorit beschränkt sich auf Michaela Will (TuS Huchting), die in der nächsten Hammerwurf-Gruppe dabei ist. Bei den Damen, wo alle Altersklassen zusammen werfen, ist die Wiedersehensfreude bereits vor dem Wettkampf groß. Man kennt sich, und man schätzt sich. So ist eine Silke Meier von der LG Kreis Verden seit Jahrzenten Stammgast bei den zweimal im Jahr stattfindenden Werfertagen des TuS Huchting, ebenso wie das Ehepaar Dagmar und Sven Suhling (LG Kreis Verden), die einige Jahre auch das Huchtinger Trikot überstreiften.
Michaela Will zeigt auf ihrer Heimanlage ihr typisches Landesmeisterschaften-Gesicht. Vier ungültige Versuche muss Bremens Senioren-Statistiker Gert Müller-Kiel, der den Live-Ticker füttert, zunächst in den Laptop eintragen, bevor von der vollelktronischen Weitenmessung ein gültiges Resultat aufgenommen werden kann. 31,64 Meter und dann noch einmal eine Steigerung auf 34,51 Meter – das sind für die Bremer Landesrekordhalterin in der Altersklasse W40 (40,15 Meter) natürlich keine zufriedenstellenden Ergebnisse, dennoch langt es zum Landesmeister-Titel. Für die LG Bremen-Nord gewinnt außerdem noch Urte Zinke in der Altersklasse W60 jeweils den Landestitel im Hammerwurf und Gewichtwurf.
Gegen 16.15 Uhr landet das letzte Mal ein Gewicht vom neu gepflasterten Wurfring im Rasen. Der Huchtinger Beirat hatte sich hier als Geldgeber zur Verfügung gestellt, ebenso wie die AOK Bremen/Bremerhaven und die Bremische Volksbank. „Nur mit Hilfe der Sponsoren konnten wir diese Veranstaltung durchführen“, lautet dementsprechend auch eine wichtige Dankes-Botschaft von Andreas Will. Die Verantwortlichen des TuS Huchting sind nach mehr als neun Stunden auf der Anlage abgekämpft – aber glücklich, dass soweit alles rund gelaufen war. Jetzt heißt es erstmal durchatmen. Kurz. Denn der 62. Werfertag am 3. Oktober naht. Da geht es wieder von vorne los mit der Organisation. Und es wird bestimmt wieder genauso aufregend wie jetzt.